Auf Spurensuche mit dem Skorpion-Flüsterer – Afrika

30. April 2019
Inspiration, News, Reiseberichte

Susann Radtke
Select Travelist Africa.

Probieren Sie einmal, gleichzeitig ein „K“ und ein „T“ zu sprechen.

So oder so ähnlich nähern Sie sich der faszinierenden Klicksprache der Khoi-San, die Forschungen zufolge die älteste heute existierende Menschengruppe unserer Erde sind. In den gigantisch weiten Ebenen der Makgadikgadi-Salzpfannen, Teil der afrikanischen Zentral-Kalahari und weitab jeglichen Tourismus, nimmt mich eine kleine Gemeinschaft einheimischer Khoi-San Buschmänner mit auf einen unvergesslichen Fußmarsch durch ihr magisches Land, ein Lebensraum geprägt von epischer Leere und purer Wildnis. Mit einem kräftigen Händeschütteln begrüßen wir uns an jenem Morgen. Die vorwiegend jungen Männer und Frauen zierlicher Größe zeigen sich für unseren Ausflug traditionell in wenig Kleidung aus Leder. Ein Baby schlummert entspannt in der Trage auf dem Rücken seiner Mutter. Das durchfurchte Gesicht des ältesten, schon ergrauten Buschmannes fällt mir sofort auf und lässt ahnen, dass er viel zu zeigen und zu erzählen hat.

Die nicht ganz alltägliche Situation, mit einem weltberühmten Urvolk auf eine morgendliche Wanderung mitten in der Kalahari zu gehen, überwältigt mich. Ich bin gespannt, euphorisch und schüchtern zugleich. Querfeldein führt unser gemeinsamer Fußmarsch. Das Gefühl ist unbeschreiblich, fremd, frei, energetisch. Die Buschmänner sind herzlich und kommunikativ. Mit Händen, Füßen, etwas Englisch und einigen Klicks entsteht sehr schnell eine entspannte Verbindung zwischen uns. Unterwegs werden essbare Wurzeln ausgegraben, Material für Feuer aufgesammelt, Fallen errichtet, Spuren gelesen. Der älteste Khoi-San erhält von mir den Spitznamen „Skorpion-Flüsterer“, nachdem er, beeindruckend, einen schwarzen Skorpion aus der Erde gräbt und ihn sogar in den Mund nimmt. Adrenalinanstieg garantiert! Anschließend sitzen wir am von Hand entfachten Feuer, es wird gesungen und bei einem alten Gesellschaftsspiel ansteckend viel gelacht. Meine Kamera liegt längst ganz unten im Rucksack. Ich verweile im Augenblick.

Für die Khoi-San und ihre bis zu 100.000 Jahre zurückführende Kultur bedeuten Ausflüge wie diese mit den nur wenigen Besuchern der Region sehr viel. Ihr Leben verschmilzt heute mit modernen Einflüssen, doch die Traditionen zu zeigen, heißt, das wertvolle Wissen und einzigartige Kulturgut der ersten Menschen Botswanas zu bewahren und zu schätzen.
Text: Susann Radtke